Offener vs. geschlossener Umgang

mit dem Hund06.12.2023

Für mich stellt sich die Frage, ob die positive Konditionierung im Hundetraining eine Hilfe oder eine Behinderung ist. Im Training sollte es darum gehen, die Realität, also die Gegenwart des Hundeverhaltens, der Kommunikation des Hundes und die Gefühle, die der Hunde erlebt, zu erkennen, anzunehmen und mit dieser «Lebenswahrheit» zu arbeiten.

Was passiert aber im Allgemeinen beim Hundetraining? Durch unsere eigene Konditionierung vergleichen wir die Situationen, in denen unser Hund ein in unseren Augen schlechtes bzw. falsches Verhalten zeigt. Bei diesem Vergleich stellen wir i.d.R. sehr viele Ähnlichkeiten mit früher durchlebten Situationen fest. Daraus resultiert dann unser Verhalten dem Hund gegenüber bzw. unser Hundetraining. Schon hängen wir im geschlossenen Konzept fest, weil alle Trainingsmethoden eher eine Idee im Kopf sind als der reale soziale Umgang mit unserem Hund. An diesen Methoden halten wir fest, weil wir an sie glauben und diese ohne weiter zu hinterfragen umsetzen. Schauen wir genauer und ehrlicher hin, so stellen wir fest, dass diese Konzepte längst die "Macht" über uns gewonnen haben.

Also stelle ich Dir die Frage: helfen Dir die ganzen Trainingsmethoden wirklich Deinen Hund in der Gegenwart, in der für Euch schwierigen Situation zu sehen, zu fühlen und noch wichtiger, mit ihm zu kommunizieren? Was wäre, wenn Du stattdessen offen wärst? Du könntest Deinen Hund im Hier und Jetzt lesen und spüren, wodurch Du feststellen würdest, dass die jetzige Situation nur ähnlich, nicht gleich ist. Du könntest Deinen Hund fragen, was er genau jetzt braucht, anstelle sofort auf das vorgegebene Konditionierungskonzept zu greifen und dem Hund Deinen Lösungsweg abzuverlangen. Offenheit würde Dir sogar ermöglichen gleich auf ein Lösungsangebot Deines Hundes einzugehen, weil Du mit den Augen der Gegenwart auf die Situation und Deinen Hund schaust.

Ist es demzufolge nicht besser und sinnvoller mit einem offenen statt geschlossenen "Konzept" zu arbeiten? Dann lasse Deine Vergangenheit, Deine Konditionierungen los, denn letztendlich blockieren sie Dich, lassen ein Gefühl der Unsicherheit, der Ohnmacht in Dir aufsteigen. Dieses Kopfkino zeigt Dir alle Situationen der Vergangenheit, holt all die damit verbundenen negativen Gefühle zurück. Du suggerierst Dir damit selbst, was wieder geschehen wird, weil Du im starren Konzept gefangen bist. Stellst Du dieses Kopfkino ab, verlierst Du die negativen Gefühle, Du schaffst Dir Raum, den Blick auf die Realität zu werfen. Aus der zuvor verzerrten Sicht, wird Dein Blick klar. Diese Offenheit und Klarheit führen Dich in die Realität des Hier und Jetzt, in die Verbundenheit mit Deinem Hund. Denn er beschäftigt sich nicht mit der Vergangenheit. Er steckt genau in diesem Moment in der gegenwärtigen Situation. Genau für diese braucht er Verständnis und Unterstützung. Da Du die Vergangenheit hinter Dir gelassen, das Kopfkino abgestellt hast, bist Du offen. Du kannst Deinen Hund lesen, spüren, was ihn zu diesem Verhalten bewegt. Du kannst Deinen Hund fragen, was er genau jetzt braucht und ihm so die passende Hilfe geben und die Situation gemeinsam mit ihm meistern. Das schafft die tiefe Verbundenheit zu Deinem Hund, die Du Dir wünscht. Das hilft ihm, sich Dir anzuvertrauen. Das macht ein "wir" aus Euch. Das ist "Spirit of Dogsnature".