Was du nicht willst, das man dir tu … –

Ein Plädoyer für mehr Fairness im Umgang mit Hunden18.04.2025Fairness im Umgang mit Hunden

Wir alle kennen dieses alte Sprichwort – und doch scheint es in unserer Beziehung zu Hunden oft in Vergessenheit zu geraten. Dabei steckt so viel Wahrheit in diesem einfachen Satz: „Was du nicht willst, das man dir tu, das füg auch keinem anderen zu.“

 

Unsere Hunde sind keine seelenlosen Wesen, keine mechanisch funktionierenden Begleiter, die einfach nur „gehorchen“ sollen. Sie sind hochsoziale, sensible Lebewesen – mit Emotionen, Bedürfnissen, mit guten und schlechten Tagen. Doch allzu oft begegnen wir ihnen, als wären sie uns unterlegen. Als müssten sie sich in jeder Situation fügen, funktionieren, anpassen – selbst, wenn sie überfordert, ängstlich oder gestresst sind.

 

Hunde sind keine Maschinen

 

Wenn ein Hund ein Verhalten zeigt, das wir als „problematisch“ empfinden, dann tut er das nicht aus Böswilligkeit. Es steckt immer ein Grund dahinter – Stress, Unsicherheit, Schmerz, Frustration oder schlichtweg normales Hundeverhalten, das in unsere Alltagswelt nicht hineinpassen will.

Doch statt hinzusehen, zu verstehen, zu begleiten – urteilen wir. Der Hund ist „stur“, „dominant“, „berechnend“ oder gar ein „Tyrann“. Begriffe, die oft mehr über unsere eigene Hilflosigkeit aussagen als über den Hund selbst.

 

Der Mensch als faire Führungspersönlichkeit

 

Gute Führung bedeutet nicht Kontrolle, Strafe oder Dominanz. Eine gute Führungspersönlichkeit erkennt Verantwortung – sie sorgt für Sicherheit, trifft vorausschauende Entscheidungen und stellt das Wohl des Hundes an erste Stelle.

 

Doch viele vergessen, dass auch Hunde das Recht auf emotionale Integrität haben. Dass sie Angst haben dürfen, sich unwohl fühlen können, schlechte Erfahrungen machen. Und dass sie auf ihre Art und Weise kommunizieren – mit Körpersprache, Blicken, Stresssignalen, dem Versuch auszuweichen.

 

Wenn wir sie nicht hören wollen

 

Wie oft sehen wir es: Ein Hund zeigt deutlich, dass er sich in einer Situation unwohl fühlt – und wird dennoch gezwungen, „da durch zu müssen“. Weil wir keine Angst haben, weil wir den Weg praktisch finden oder weil wir „keine Probleme dulden“. Und wenn der Hund dann bellt, knurrt oder gar schnappt, bestrafen wir ihn – für etwas, das „verschuldet“ haben, was wir selbst hätten verhindern können.

 

Noch schlimmer: In sozialen Medien wird offen dazu geraten, dem Hund mit Gewalt oder Einschüchterung zu begegnen. Mit Wasserflaschen, harten Leinenrucken, dominanten Gesten – um zu „zeigen, wer das Sagen hat“. Dabei vergessen wir, dass Respekt nicht durch Einschüchterung entsteht. Sondern durch Vertrauen.

 

Hunde dürfen „Nein“ sagen

 

Ein Hund, der „nein“ sagt, ist nicht ungehorsam – er kommuniziert. Er gibt Rückmeldung, dass etwas nicht stimmt. Dass er sich unwohl fühlt, überfordert ist oder schlichtweg eine Pause braucht. Ihn dafür zu bestrafen, ist nicht nur unfair – es ist zutiefst respektlos. Denn genau wie wir, hat auch unser Hund das Recht auf körperliche und seelische Unversehrtheit.

 

Was wäre, wenn wir nicht länger darauf bestehen, dass der Hund „sich zu fügen hat“ – sondern anfangen, wirklich zuzuhören? Wenn wir versuchen, die Welt mit seinen Augen zu sehen, seine Signale zu verstehen, ihn in schwierigen Momenten nicht im Stich lassen, sondern begleiten?

 

Achtsamkeit statt Autorität

 

Es braucht nicht viel: Ein wenig mehr Empathie, Wissen über hündische Kommunikation und der ehrliche Wille zu einem fairen Miteinander. Denn das Ziel ist nicht, dass der Hund einfach „funktioniert“. Das Ziel ist, dass er uns vertraut. Dass er sich an unserer Seite sicher fühlt. Dass wir gemeinsam wachsen – als Team.

 

Denn eines dürfen wir nie vergessen:

 

Wir sagen laut und deutlich: „Es gibt viele Dinge, die mir persönlich niemals ein Andere zufügen darf!“

 

Hunde sehen uns an und denken: „Ich wünschte, der Mensch könnte mich hören und würde mir die Dinge nicht mehr antun!“