Warum Co-Regulation so wichtig ist

17.05.2024

Kannst du dich noch an deine Kindheitsjahre erinnern? Hast du damals nachvollziehen können, warum gewisse Handlungen zu tun oder zu lassen waren? Ich persönlich konnte das nicht, mir fehlte das Verständnis dafür. Weshalb sollte es beispielsweise schlecht sein, eine ganze Tafel Schokolade zu essen statt nur ein paar Stücke? Schließlich schmeckte sie mir und ich hatte Appetit darauf. Deshalb hatte es für mich keinen Sinn, darauf zu verzichten oder den Rest für später aufzubewahren. Und um ehrlich zu sein, denke ich heute noch genauso. Der Moment zählt. Hunde denken genauso. Sie leben im Hier und Jetzt und handeln gemäß ihren typischen Verhaltensweisen. Vieles, was wir von ihnen verlangen, erscheint ihnen unverständlich. Und oft ist ihnen gar nicht möglich, das von uns gewünschte Verhalten zu zeigen. Zumindest schaffen sie es nicht, ohne dass wir ihnen helfen sich selbst zu regulieren.

 

Wenn Hunde sich beherrschen sollen, weil wir das erwarten, oder wenn sie in Situationen sind, in denen sie nicht verstehen, warum sie sich kontrollieren sollen, sind wir als Bezugspersonen besonders wichtig. Genau dann brauchen sie unsere Hilfe zur Co-Regulation, um Selbstregulation zu lernen. Ein Welpe, ein Junghund oder ein Hund aus dem Auslandstierschutz weiß nicht, wie er mit seinen plötzlichen Emotionen umgehen soll. Ihnen fehlt die nötige innere Reife, die erst entsteht, wenn das Gehirn vollständig entwickelt und die Nervenbahnen ausgebildet sind.

 

Es ist ein völlig falscher Ansatz, zu erwarten, dass unsere Hunde sich nicht selbst regulieren wollen und dann durch entsprechende Trainingsmethoden ihnen beizubringen, wie sie sich benehmen sollen. Solche Methoden können das Gegenteil bewirken, vor allem, wenn sie auf negativen und unfreundlichen Korrekturen basieren. Das Gehirn und somit der Hund sind schlicht noch nicht in der Lage, sich zu regulieren. Es ist ein Nicht-Können, kein Nicht-Wollen! Daher ist es entscheidend, dass Hunde als Welpen, Junghunde oder untrainierte Hunde aus dem Tierschutz durch uns Halter Co-Regulation erfahren – freundlich und fair, sodass der Hund es verstehen kann. Diese Hilfe sieht für jeden Hund und jede Situation anders aus.

 

Ein zentraler Aspekt der Co-Regulation ist der Aufbau einer sicheren Bindung zwischen Halter und Hund. Dies schafft Vertrauen und gibt dem Hund die Sicherheit, sich auf uns verlassen zu können. Diese Bindung ist die Grundlage jeder Form der Co-Regulation. Ein Hund, der sich sicher und verstanden fühlt, kann sich besser an neue Situationen anpassen und lernen, seine Emotionen selbst zu regulieren. Ein weiteres wichtiges Element ist die positive Verstärkung. Statt den Hund für unerwünschtes Verhalten zu bestrafen, sollten wir ihn für gewünschtes Verhalten belohnen. Dies schafft ein positives Lernumfeld und fördert das gewünschte Verhalten ohne Verwirrung oder Angst.

 

Geduld ist ebenfalls ein Schlüsselelement der Co-Regulation. Wir müssen uns bewusst sein, dass Lernerfolge und Verhaltensänderungen Zeit benötigen. Unser Hund wird nicht von heute auf morgen lernen, sich in jeder Situation perfekt zu verhalten. Wir müssen ihm die Zeit geben, die er braucht, und ihn geduldig unterstützen.

 

Schließlich spielt unsere eigene emotionale Kontrolle eine große Rolle. Hunde sind sehr empfänglich für die Emotionen ihrer Halter. Wenn wir selbst ruhig und ausgeglichen sind, überträgt sich diese Ruhe auf unseren Hund. Umgekehrt können unsere Nervosität oder Frustration den Hund zusätzlich stressen und es ihm erschweren, sich zu regulieren.

 

Zusammengefasst bedeutet Co-Regulation, dass wir aktiv daran arbeiten, unseren Hunden zu helfen, sich in ihrer Umwelt zurechtzufinden und sich sicher zu fühlen. Dies erreichen wir durch den Aufbau einer sicheren Bindung, positive Verstärkung, Geduld und unsere eigene emotionale Kontrolle. Nur so geben wir unseren Hunden die besten Voraussetzungen, um selbstständige und ausgeglichene Begleiter zu werden.