Dein Hund – Dein Spiegel:
Ein Blick hinter die Kulissen der Hundeerziehung22.08.2024Heutzutage hört man von manchen Hundecoaches oft den Satz „Dein Hund ist dein Spiegel“. Diese Aussage impliziert, dass das Verhalten und die Emotionen unseres Hundes direkt mit unseren eigenen Eigenschaften und unserem Verhalten verbunden sind. Was viele dabei nicht bedenken, ist, dass unser Hund nicht immer ein authentisches Spiegelbild von uns sein kann. Warum ist das so?
Unsere Hunde sind in der Regel von uns gut konditioniert. Wir trainieren sie, um sicherzustellen, dass sie uns „gehorchen“ und sich in der Gesellschaft angemessen verhalten. Doch genau diese Konditionierung hat ihre Schattenseiten. Wenn ein Hund gut konditioniert ist, bleibt er leider oft in seinen gelernten Mustern gefangen. Er wird motiviert durch Leckerchen und Belohnungen, was bedeutet, dass er weniger flexibel ist und wenige bis keine freien Entscheidungen treffen kann.
Von der Welpenzeit an stecken wir unsere Hunde also in eine Art Korsett aus unseren Regeln und Erwartungen. Wir arbeiten häufig mit Korrekturen, um unerwünschtes Verhalten zu unterbinden. Dabei übersehen wir oft, dass wir damit die natürliche Kommunikation unserer Hunde einschränken. Wir definieren, was wir als richtiges Verhalten ansehen und konditionieren unsere Hunde so darauf, überwiegend diese Verhaltensweisen zu zeigen.
Ein Beispiel soll das verdeutlichen: Das ständige „Nein“ – wir sagen es so oft, dass wir unserem Hund damit auch das Nein-sagen verbieten. Diese ständige Korrektur führt dazu, dass unser Hund nicht mehr in der Lage ist, uns ehrlich zu spiegeln. Auch zeigt sein Verhalten dann nur noch begrenzt, was er fühlt oder denkt. Er lernt, sich anzupassen, anstatt seine wahren Emotionen als Reaktion auf unser Verhalten auszudrücken.
Das Resultat ist eine begrenzte Weiterentwicklung des Mensch-Hund-Teams. Ein Hund, der nicht die Freiheit hat, seine eigenen Entscheidungen zu treffen oder seine eigenen Gefühle auszudrücken, kann nicht authentisch sein. Er wird zu einem Produkt unserer Erwartungen und nicht zu einem echten Partner, der uns spiegelt.
Um eine tiefere Verbindung zu unserem Hund aufzubauen, sollten wir uns bewusst machen, dass Erziehung nicht nur aus Korrekturen besteht. Es ist wichtig, Raum für die natürliche Kommunikation und die individuellen Bedürfnisse unseres Hundes zu schaffen. Indem wir ihm die Freiheit geben, sich auszudrücken und seine eigenen Entscheidungen zu treffen, können wir eine Beziehung aufbauen, die auf Vertrauen und Verständnis basiert.
Letztendlich ist es unser Ziel, dass unser Hund nicht nur ein Spiegelbild unserer Erwartungen ist, sondern ein authentisches Wesen, das uns in seiner Einzigartigkeit bereichert. Dann werden unsere Hunde zu unserem Herzens- oder Seelenhund.
Lass uns gemeinsam daran arbeiten, die Verbindung zu unseren Hunden zu vertiefen und ihnen die Freiheit zu geben, die sie verdienen.